Da hätten wir den Schlamassel. Kaum hat man einen digitalen Verlag gegründet stellen tun sich Abgründe auf. Sprachliche, in diesem Fall. Wie schreibt man das jetzt richtig: E-Book, Ebook oder eBook? Fragen wir die üblichen Verdächtigen:

Erster Versuch: Der Duden.

Der Duden beharrt auf Großbuchstaben und Bindestrich: "E-Book". Besagter Duden neigt allerdings dazu, technischen Neuerungen ein paar Jahre hinterherzuhinken, und ganz ehrlich: seit der Rechtschreibreform kann ich die Meinung des Dudens nicht mehr so recht ernst nehmen, gerade wenn es um die Getrenntschreibung von Wörtern geht. Zugegeben, niemand will "E Buch" in zwei Worten schreiben.

Zweiter Versuch: Wikipedia

Wikipedia stimmt dem Duden zu. "E-Book", also mit Bindestrich, schreibt aber gleich daneben "auch: eBook oder ebook". Nicht so wirklich hilfreich.

Die Neugier hat mich gepackt, was wird denn tatsächlich benutzt? Irgendwas in meinem Hinterkopf sagt mir, es hätte "E-Book" noch nicht so oft zu Gesicht bekommen...

Dritter Versuch: Große Anbieter:

  • Amazon.de nutzt durch die Bank "eBooks". Lustigerweise ist das kein Anglizismus: Bei Amazon.co.uk und Amazon.com heißt die entsprechende Sektion "Kindle Store", die Produkte dann auch "Kindle Books", also ohne "e".
  • Apple nutzt sowieso für alles "iGennamen", deshalb kann man auch mit dem iPad und iPhone jetzt Lesestoff aus dem iBookstore laden. Das passende "Futter" dafür heißt allerdings schlicht "Bücher".
  • Google - hier koexistieren ein "ebookstore" neben "eBooks" und "E-Books" friedlich nebeneinander. Gut, "Google ebookstore" ist wohl ein Markenzeichen, und fällt daher außen vor. Ansonsten scheint Google aber hauptsächlich "eBooks" zu nutzen.
  • Pageplace, eine noch recht junge Telekomtochter, schreibt "eBooks" - allerdings auch "eZeitungen" und "eMagazine"
  • Thalia - schreibt ebenfalls "eBooks". Nur die Abteilung für Suchmaschinenwerbung war sich darüber wohl nicht so ganz einig, weshalb Thalia bei Google Anzeigen schaltet, die gleich alle drei Versionen beinhaltet: "E-Books", "Ebook" und "eBooks"
  • Weltbild nutzt auf der ganzen Seite nur "eBooks".

Diese (alles andere als repräsentative) Stichprobe dreier deutscher und dreier amerikanischer Unternehmen kürt einen eindeutigen Sieger: eBook, mit kleinem "e" und ohne Bindestrich. In der Mehrzahl dann "eBooks". Ob der Duden das weiß?

Vierter Versuch: Das Web

Welche Schreibweise allgemein auf Webseiten genutzt? Suchmaschinen sind manchmal sehr aufschlussreich:

  • Google Treffer für "e-book": 778 Millionen, davon 32 Millionen auf Deutsch.
  • Google Treffer für "ebook": 180 Millionen, davon 91 Millionen auf Deutsch.
  • Bing Treffer "e-book": 71 Millionen, davon 1.5 Millionen auf Deutsch.
  • Bing Treffer "ebook": 132 Millionen, davon 3.3 Millionen auf Deutsch.

Leider macht weder Google noch Bing einen Unterschied zwischen "ebook", "Ebook" und "eBook". Es scheint aber im deutschsprachigen Raum kaum jemand "E-Book" mit Bindestrich zu schreiben, sondern eher "eBook" (oder, was dieser Test leider nicht verrät: "Ebook" oder "ebook").

Fünfter Versuch: Google Trends

Nicht ganz unwichtig erscheint mir, was der Otto-normal-nicht-vorher-in-den-duden-gucker meint, wie es richtig heißt. Seit einiger Zeit gibt es da ein grandioses Tool namens "Google Trends": Es zeigt an, wie oft bestimmte Suchbegriffe im Verhältnis zu anderen eingegeben wurden, samt geographischer Zuordnung.

Google Trends: Suchanfragen aus Deutschland 

(Legende: blaue Linie: "ebook", rote Linie: "e-book")

Wenn das mal nicht deutlich ist: Leser suchen nach "ebooks", nicht nach "e-books".

Der Vollständigkeit halber: die Suchanfragen aus Österreich zeigen erst ab Dezember 2011 überhaupt ein nennenswertes Aufkommen der "e-book" Variante. Die Grafik zur Schweiz besteht aus einer einzelnen Linie. Der Vergleich zwischen den Mehrzahlvarianten zeigt quasi das gleiche Bild: Deutschland, Österreich, Schweiz.

Fazit

Das Thema digitale Literatur ist noch zu jung, als dass sich eine bestimmte Schreibweise wirklich etabliert hätte. Es deutet aber alles darauf hin, dass "eBook" von den meisten Anbietern, aber auch Anwendern bevorzugt wird - dem Duden zum Trotz. Es ist bestimmt interessant, was sich letztendlich durchsetzt.

Ich werde jedenfalls weiterhin "eBook" schreiben - und obige Recherche darf jetzt als passende Ausrede dazu dienen.

Nachtrag

Das Thema schon vorher an prominenter Stelle behandelt. Natürlich stellt man das erst fest, nachdem der Blogpost geschrieben ist. Die Links will ich dennoch nicht schuldig bleiben:

buch.de kommt im August zum gleichen Schluss: "eBook", und will die eigene Seite entsprechend unstellen. Noch (Dez 2011) heißt der Menüpunkt im Shop allerdings "E-Books".

ebook-fieber.de hat "eBook" im Logo, und findet das auch irgendwie besser.

Dumm ist allerdings, dass ich jetzt alle Texte auf digital-coffee.net auf die "richtige" Schreibweise prüfen muss...